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#femalefinance

Frauen und die finanzielle Unabhängigkeit – eine Geschichte mit Happy End?

Miriam Tsiaparas

Formal gilt in Deutschland bereits seit über 70 Jahren die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau – zumindest in der Theorie. Tatsache ist jedoch, dass Frauen in Deutschland erst 1962 ein eigenes Bankkonto eröffnen durften. Bis 1977 waren sie per Gesetz verpflichtet, den Haushalt zu führen. Zudem hatte der Ehemann bis 1977 das Recht, über die Erwerbsfähigkeit seiner Frau zu entscheiden und sogar ihren Arbeitsvertrag zu kündigen, falls er der Ansicht war, dass dadurch eheliche Pflichten vernachlässigt wurden. Finanzentscheidungen wurden deshalb meist den Männern überlassen. Bis heute gibt es beim Thema finanzielle Unabhängigkeit für Frauen noch viel Luft nach oben.

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Die Position der Frau heute: besser aber noch nicht gut 

Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Situation hat sich – glücklicherweise – signifikant verbessert. Dennoch sind Frauen in Deutschland nach wie vor häufiger in schlechter bezahlten Berufen tätig. Selbst bei vergleichbarer Qualifikation, Erwerbsbiografie und Ausbildung erhalten sie im Durchschnitt ein geringeres Gehalt. Laut Statistischem Bundesamt betrug die Gender Pay Gap 2023 rund 18%, was die ungleiche Entlohnung zwischen Frauen und Männern verdeutlicht. Auch Teilzeitarbeit und Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit, etwa durch Elternzeit, tragen langfristig zu Einkommenslücken bei. Aktuell arbeiten 66% der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit.

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75,9% der Führungsrollen durch Männer besetzt

Wenig überraschend: Frauen erreichen auch seltener Führungspositionen als Männer. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert, dennoch sind nur 24,1% der Führungsrollen weiblich besetzt. Dies zeigt, dass weiterhin eine Kluft zwischen den Geschlechtern besteht.

Weiblich, alt und arm

Frauen bilden die größte Risikogruppe für Altersarmut, da sie häufig in befristeten Positionen, Teilzeitjobs oder auf Minijob-Basis arbeiten. Um auch im Alter die finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren, ist es essenziell, dass Frauen frühzeitig und eigenverantwortlich für ihre Altersvorsorge planen und Maßnahmen ergreifen.

Die Gleichstellung der Frau – ein work in progress

Trotz dieser Herausforderungen und Unterschiede bei Einkommen und Vermögen gehören Frauen in den letzten 40 Jahren zu den Aufsteigerinnen. Sie sind gut ausgebildet, sichern zunehmend das Haushaltseinkommen ab und verfügen über deutlich höhere Einkommen als früher. Studien belegen zudem, dass Frauen im Durchschnitt erfolgreicher investieren als Männer – ein starkes Argument dafür, dass die Finanzbranche keine reine Männerdomäne bleiben sollte.

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Bild: Kärcher

Unzählige Frauen des Rems-Murr-Kreises haben Wirtschaftsgeschichte geschrieben

Irene Kärcher:

Irene Kärcher war die mutige Frau. Sie übernahm 1959 die Leitung des Winnender Unternehmens Kärcher. Sie lebte nach dem Motto: je menschlicher es in einem Unternehmen zugeht, desto größer der Unternehmenserfolg. Aus dem schwäbischen Kleinbetrieb ist mittlerweile ein Weltunternehmen geworden. Es gibt kaum Jemand, der Kärcher nicht kennt. Sie expandierte nach Brasilien und stellte die Weichen für den Unternehmenserfolg.

Lulu Schiffler-Betz:

Als jüngste Tochter des Firmengründers übernahm sie 1981 die Geschäftsführung der Dusyma Kindergartenbedarf GmbH. Beim Beobachten der spielenden Kinder oder beim Spielen mit Kindern konnte Lulu Schiffler-Betz schon früh einiges lernen. „Spielen ist ein menschliches Grundbedürfnis“ und „Spielen ist Lernen“. Das Unternehmen mit Sitz in Schorndorf-Miedelsbach hat schon immer den Anspruch, Kindern Spielmaterial an die Hand zu geben, mit welchem sie kraft ihrer Fantasie zu Gestaltern oder Baumeister:innen eigener Welten werden können. Der Firmengründer Kurt Schiffler hätte die Firma gerne in die Hände seines Sohnes übergeben, doch Lulu Schiffler-Betz, seine jüngste Tochter zeigte Ambitionen, dass sie die Nachfolge antreten wolle. Sie ist ausgebildete Pädagogin und weiß, was die Kinder heutzutage zum Spielen brauchen. Sie beobachtet den Wandel mit der Digitalisierung genau und kann neben neu entwickelter Produkte auch die alt bewährten Holzsteckbausteine, Aufstellfiguren, Knüpferli und bestimmte Möbel im Sortiment halten.

Bild: Dusyma

Gretel Nusser:

Sie war als die Großzügige im Bauunternehmen Nusser aus Winnenden bekannt. Ihre Kontakte und ihr Verhandlungsgeschick halfen dem Unternehmen ungemein. An Weihnachten verteilte sie an alle Beschäftigten Päckchen mit Kleidung, an den Jubiläen gab es Geschenkkörbe prächtig gefüllt mit Pralinen, Kaffee und erstklassigem Cognac.

Jeden Morgen lief sie durch die Firma und erkundigte sich bei den Beschäftigten nach der Gemütslage und schaute, dass alles nach dem Rechten ablief. Die Firma war ihr Leben. Sie legte den Grundstein für einen Neustart in ihrer Heimatstadt Winnenden, als nach einer Bombennacht in Bad Cannstatt vom Zimmereibetrieb Wilhelm Nusser nichts mehr übrig war. Die Firma Nusser hat sich zu einem bekannten Spezialisten für Systembauten entwickelt. Im Jahre 2000 gab es nochmals einen Neustart mit drei getrennten Firmen, 2023 konnte 90- jähriges Bestehen gefeiert werden.

Quelle: Wirtschaftsgeschichten an Rems und Murr

Miriam Tsiaparas

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